Interview mit VfB-Kicker Jörn Schumacher!
Sein Wechsel zum VfB überraschte im Sommer die Fußballfans in der Region. Mit elbe-uetz.de sprach Jörn Schumacher über seine Wechselgründe, die ersten Eindrücke und seine Ziele in Uetz.
Jörn, im Sommer hast Du nach 23 Jahren Deinen Jugendverein Germania Tangerhütte verlassen um Dich dem VfB anzuschließen. Was waren die Gründe?
Nach meiner schweren Knieverletzung 2015 hatte ich immer wieder mit kleineren und größeren Verletzungen zu kämpfen. Zuletzt konnte ich kaum noch trainieren und musste schließlich einsehen, dass es für die Landesklasse einfach nicht mehr reicht. Daher wollte ich etwas kürzer treten.
Außerdem wollte ich unbedingt nochmal mit den Jungs aus meiner Jugend zusammen spielen. Zu Nigel Kempchen, Ronny Pfeiffer, Alex Brummer und Stefan Schmilas hatte ich über all die Jahre einen guten Kontakt.
Ihr habt bei Germania gemeinsam alle Altersklassen durchlaufen und hattet durchaus eine starke Truppe. An welche Erfolge kannst Du Dich erinnern?
Im Jugendbereich haben wir eigentlich alles gewonnen und sind bis in die Verbandsliga aufgestiegen. Bei den Hallenturnieren haben wir auch ordentlich abgeräumt, bis zum 3. Platz bei den Landesmeisterschaften.
Ein besonderes Erlebnis war auch unser Sieg beim internationalen Baltic-Cup in Polen.
Du hast in Deiner Laufbahn einige Trainer und zahlreiche Mitspieler erlebt. Gibt es jemanden der Dich besonders beeindruckt oder sogar geprägt hat? Welche Erinnerungen nimmst Du mit?
Meinen Jugendtrainern Peter Borstel und Michael ,,Micky`` Reiter habe ich viel zu verdanken. Beide haben sich als Trainer-Duo perfekt ergänzt. Sie haben mich in unseren 12 gemeinsamen Jahren fußballerisch zu dem gemacht, was ich heute bin.
Später hatte ich dann noch einmal die Ehre, in der Männermannschaft unter den beiden zu spielen. Da bleiben sehr viele schöne Erinnerungen.
Bei den Spielern fällt mir sofort Ivo Kumbartzky ein. Er kann einfach alles am Ball und lässt es dabei noch so einfach aussehen. Es hat immer riesen Spaß gemacht, mit ihm zusammen zu spielen.
Leider hatte er viel Verletzungspech und musste viel zu früh mit dem aktiven Fußball aufhören.
Außerdem hat mich Charles Puyol vom FC Barcelona als Typ und Spieler immer sehr beeindruckt. Mit ihm durfte ich leider nie zusammen spielen.
Dein Wechsel zum VfB stand bereits im Winter fest. Du wolltest in der Rückrunde Deiner alten Mannschaft aber unbedingt beim Klassenerhalt helfen. Durch den Saisonabbruch gab es dann allerdings nur noch ein Spiel. Den Abschied hattest Du dir sicher anders vorgestellt?
Ja, so war der Plan. Im Dezember war noch nicht abzusehen, dass durch die Pandemie der Fußball komplett still gelegt wird.
Mit dem Klassenerhalt hat es ja trotzdem geklappt und die Germania ist ja auch gut in die neue Saison gestartet, was mich sehr gefreut hat.
Beste Grüße an dieser Stelle an die alte Mannschaft!
Den Abschied habe ich mir sicher anders vorgestellt aber da waren wir ja alle machtlos. Vielleicht klappt es ja noch mal mit einem Freundschaftsspiel gegen die alten Kameraden.
Dem VfB gelang gleichzeitig der Aufstieg in die Kreisoberliga. Aus Deinem Wechsel in die Kreisliga wurde also nichts. Hast Du Dich trotzdem für Deine neue Mannschaft gefreut?
Definitiv habe ich mich für meine neue Mannschaft gefreut. Die Jungs haben es sich ja bis zum Zeitpunkt des Abruchs auch absolut verdient.
Außerdem sind die Auswärtsfahrten in der Kreisoberliga nicht ganz so weit.
Aktuell sind 8 Spieltage gespielt. Wie ist Dein Eindruck von Deiner neuen Mannschaft und der Kreisoberliga?
Ich wurde sehr gut aufgenommen und das Umfeld gefällt mir. Die meistens Jungs kannte ich schon vorher, so war der Einstieg recht einfach. Auch das Spielsystem mit Libero liegt mir gut, so habe ich ja viele Jahre in der Jugend gespielt.
Die Kreisoberliga ist mir auch nicht ganz unbekannt. Und auch bei anderen Vereinen trifft man auf Spieler, die schon höherklassig gespielt haben. Ich denke, die KOL ist nicht unbedingt viel einfacher als die Landesklasse.
Die Uetzer Mannschaft kanntest Du ja schon vor Deinem Wechsel. Hat Dich ein Spieler trotzdem überrascht?
Wir haben eine sehr gute Mischung in der Mannschaft. Viele verschiedene Charaktere aber alles gute Typen.
Begeistert hat mich Nigel Kempchen. Er war während unserer gemeinsamen Zeit bei Germania schon ein guter Torhüter. Aber wie stark er die letzten Spiele gehalten hat, ist einfach Mega.
Ich sage immer: Mit ihm im Tor haben wir mindestens einen Punkt sicher!
Als Aufsteiger steht unsere Elf überraschend auf Rang 3. Ist die Mannschaft so stark oder die Liga so schwach?
Wir sind sehr gut gestartet und stehen aktuell zu Recht da oben. Allerdings kommen mit Havelberg, Schönhausen und Bismark die ganz „dicken Brocken“ erst noch.
Verstecken brauchen wir uns sicher vor keinem Gegner. Vor allem in den Heimspielen wollen wir weiter erfolgreich bleiben. Ich denke, kaum eine Mannschaft aus der KOL kommt gern nach Uetz.
Aber von Stark oder Schwach möchte ich da nicht reden. Denn wie schon eine alte Fußball-Weißheit sagt: Jedes Spiel muss erst gespielt werden!
Das kostet jetzt bestimmt eine Kiste Bier. (lacht)
Auch wenn es nicht mehr jede Woche über 90 Minuten geht, den Spaß am Fußball und den Ehrgeiz jedes Spiel zu gewinnen, sieht man Dir immer noch an. Was sind Deine Ziele für diese Saison?
Ich persöhnlich möchte einfach nur verletzungsfrei bleiben. Meine Knie haben in den letzten Jahren genug abbekommen.
Als Mannschaft wollen wir unbedingt die Klasse halten. Aber natürlich nehmen wir die Euphorie gern noch weiter mit und versuchen so lange wir möglich oben dran zu bleiben.
Nach unserem Aus im Altmark-Pokal ist als Titel jetzt nur noch der Fair-Play-Pokal möglich. Sicher nicht einfach aber durchaus reizvoll.
Du scheinst Dich beim VfB sehr wohl zu fühlen, bist auch außerhalb des Platzes immer mit dabei. Ist Dir dieses „Spaß haben“ und „wohl fühlen“ wichtiger als eine Liga höher zu spielen?
Mir ist Zusammenhalt in einer Mannschaft enorm wichtig. Das Spiel ist das eine, dass will man natürlich gern gewinnen. Aber das zusammen sitzen und sich austauschen, ist das andere, was den Mannschaftssport ausmacht. Wenn es in einer Mannschaft Spaß macht und man sich wohl fühlt, ist es egal in welcher Liga man spielt.
Mit Daniel Rapczinski und Daniel Brandenberger gaben zuletzt zwei „Alte Herren“ ihr Comeback im KOL-Team. Beide kennst Du sehr gut aus gemeinsamen Tangerhütter Zeiten. Hast Du sie überredet oder wie kam es dazu?
Also das ist eine lustige Geschichte. Mit Rappi (Daniel Rapczinski) habe ich in der Küche zusammen gesessen und ihn gefragt, ob er Bock auf was Verrücktes hat. Dann habe ich ihm erzählt, dass ich in der nächsten Saison in Uetz spiele. Tja, seine Antwort kennt ihr ja jetzt.
Mit Brandi (Daniel Brandenberger) habe ich nicht gesprochen. Aber ich freue mich, ihn dabei zu haben. Daniel Brandenberger sorgt immer für viel Spaß in der Kabine und mit seinem Ehrgeiz kann er die Mannschaft super pushen.
Aktuell ruht der Fußball wieder. Wie siehst Du die Situation?
An der aktuellen Situation können wir leider alle nicht viel ändern. Wir müssen uns jetzt an die Regeln halten, um so schnellstmöglich wieder gegen den Ball treten zu dürfen. Wichtig ist, dass alle gesund bleiben.
Für die Mannschaft ist das natürlich blöd, weil uns ja ein Teil vom Leben genommen wird. Das gemeinsame Training und die Spiele am Samstag, das fehlt schon sehr.
Wann und wie die Saison fortgesetz wird, kann ich schwer sagen. Ich wünsche mir eine schnelle Lösung, mit der wir alle zufrieden sein können.
Wie verbringst Du aktuell deine fußballfreie Zeit?
In der Woche gehe ich Arbeiten und an den freien Wochenenden kann ich jetzt mehr Bundesliga schauen.
Die meisten anderen Möglichkeiten fallen ja momentan auch weg.
Danke für Deine Zeit und die ausführlichen Antworten. Bis ganz bald auf dem Platz!
Vielen Dank für das Interview. Beste Grüße an alle VfBler und bleibt gesund!